Jesus gibt!
Seit kurzem trudeln sie wieder ein. Heftchen und Kataloge, um unseren Kindern zu helfen, ihre weihnachtlichen Wunschlisten zu schreiben. Am besten noch mit Aufklebern, so dass schon die Kleinsten den Eltern ihre Wunschliste möglichst klar vermitteln können.
Ganz nebenbei und natürlich völlig unbeabsichtigt wird die weihnachtliche Konsummaschinerie angeworfen. Und zusätzlich wird ein bestimmtes Bild des Lebensglücks entworfen: Glücklich ist, wer hat. Glücklich ist, wer sich seine Wünsche erfüllen kann. Glücklich ist, wer bekommt. Natürlich will niemand – auch ich nicht – meinen Kindern das Lebensglück vorenthalten. Aber was macht uns denn wirklich glücklich? Was ist das denn: Lebensglück?
Auch wenn ich nicht wirklich glaube, dass wir akademische Studien brauchen, um diese Frage zu beantworten finde ich es interessant, dass Wissenschaftler seit mehr als 75 Jahren daran forschen, wie ein erfülltes Leben gelingen kann. Georg Vaillant betreute von 1972 an für dreissig Jahre, die sogenannte «Grant-Studie». 1937 gestartet, beobachtet und untersucht sie das Leben von 268 Harvard-Absolventen und 456 jungen Männern aus dem Stadtzentrum von Boston. Als Georg Vaillant 2013 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung gebeten wurde die Definition von Glück prägnant zusammenzufassen sagt er: «Glück ist, nicht immer alles gleich und sofort zu wollen, sondern sogar weniger zu wollen. Das heißt, seine Impulse zu kontrollieren und seinen Trieben nicht gleich nachzugeben. Die wahre Glückseligkeit liegt dann in der echten und tiefen Bindung mit anderen Menschen.»
Ich glaube, das Ergebnis ist keine Überraschung. Glücklich werden Menschen in Beziehungen. Beziehungen die geprägt sind von Nähe, Vergebung, Vertrauen, Liebe, Aufmerksamkeit, Freiheit und Zuverlässigkeit. Vielleicht ist Gott in Jesus auch deshalb Mensch geworden. Weil er uns in Jesus als Mensch begegnet und nicht als übernatürliches, mystisches, ausserirdisches Wesen, das uns gegen unseren Willen irgendwohin entführt. Im Gegenteil: Gott wird Mensch und lädt uns ein, eine persönliche Beziehung zu Gott aufzubauen.
Wenn ich das Markusevangelium lese, dann fällt mir immer wieder auf, wie Jesus sich Zeit nimmt für den einzelnen Menschen. Wie er mit Menschen nach Hause geht und isst. Wie er sich Zeit nimmt zuzuhören, Kranke zu berühren und zu heilen. Wie er kleinen und grossen Gruppen von Interessierten Auskunft gibt, über Gottes Sicht von unserem Leben, der Gegenwart und der Zukunft.
Was wäre, wenn das Glück unseres Lebens nicht nur von der Beziehung zu anderen Menschen abhängig ist, sondern auch von einer echten und tiefen Beziehung zu Gott? Was wäre, wenn Gott selbst uns seine Nähe, Vergebung, Vertrauen, Liebe, Aufmerksamkeit, Freiheit und Zuverlässigkeit schenkt? Was wäre und uns darüber hinaus noch hilft selbst so mit Menschen umzugehen? Was wäre, wenn es Weihnachten gar nicht in erster Linie darum geht, was wir einander schenken, sondern was Jesus uns schenkt?