Perspektive finden

Es ist Mitte Februar und ich habe diesen Artikel schon beinahe fertig geschrieben, da entdecke ich die Schlagzeile im Internet: «Klare Perspektive für die Bevölkerung aktuell nicht möglich.» Dabei wartet die Bevölkerung genau darauf und der Bundesrat soll in den nächsten Tagen seine Entscheidung bekannt geben. Ich wünsche mir eine klare Perspektive. Ich bin sicher nicht der einzige der sich immer mal wieder fragt: Wie geht es weiter? Was kommt als Nächstes? Wann wird es besser? Findet dieses Jahr unser Sommerurlaub statt? Dabei sind meine Fragen sicher harmlos. Andere fragen sich: Wie geht es mit meinem Unternehmen oder meiner Arbeitsstelle weiter? Wann kann ich wieder arbeiten? Wo bekomme ich Hilfe? Wie komme ich mit dem Tod eines lieben Menschen klar?

Als Menschen brauchen wir Perspektiven und Sinn. Wir wollen verlässliche Informationen darüber, wie es weiter geht. Wir wollen planen und gestalten. Und wir mögen es nicht, wenn andere uns Grenzen setzen. Schon gar nicht in einer Zeit, wo wir uns so viel individuelle Freiheit und Gestaltungsmöglichkeiten erarbeitet haben. Vielleicht waren wir manchmal auch zu sehr davon überzeugt, dass wir alles im Griff haben und jeder seines Glückes Schmied ist?

Die Pandemie zeigt uns die Grenzen unseres Lebens auf. Wir haben nicht alles im Griff. Wir sind aufeinander angewiesen. Und doch muss jeder für sich schauen. Wir sind abhängig von dem, was andere, z.B. unsere Regierung, entscheiden. Aber jeder braucht Geld. Gleichzeitig merken wir aber auch, dass wir in der Schweiz privilegiert sind mit unserem Gesundheitssystem, den freien Medien, der guten Versorgung mit Nahrungsmitteln, einer verlässlichen Post, unserer Demokratie und bei der weltweiten Verteilung des Impfstoffs.

Herr, du bist mein Schutz und meine Hilfe, du hältst mich mit deiner mächtigen Hand; dass du mir nahe bist, macht mich stark.

David in Psalm 18,36

Wie finde ich also eine gute Perspektive, wenn vielleicht die nächste Enttäuschung schon wartet? Was, wenn andere anders entscheiden als ich es möchte? Natürlich, ich kann den Alltag gestalten, den Spielraum nutzen, den es (noch) gibt. Ich kann versuchen positiv zu denken, mich abzulenken und mir Verbündetet suchen. Ich kann in die Natur rausgehen und mich erholen. Ich kann Pläne schmieden, Alternativen ausloten und kreativ werden. Ich kann mich digital und analog vernetzen. Ich staune immer wieder über die Kreativität und Tatkraft, mit der viele Menschen auf der ganzen Welt dieser Pandemien entgegentreten.

Mir hilft aber auch meine Beziehung zu Jesus Christus. Mit ihm teile ich meine Fragen, meine Erfolge und meine Sorgen. Ihm erzähle ich, was ich plane und bitte ihn um Weisheit. Ihm erzähle ich auch von meiner Enttäuschung und Kraftlosigkeit. Ich spreche mit ihm über die Menschen von denen ich weiss, dass sie krank sind und sterben werden. Und ich freue mich, wenn ich höre, wie Jesus ihnen hilft, sie ruhig macht und tröstet. Man(n) muss nicht immer stark sein. Es reicht einen starken Gott zu haben. Was für eine gute Perspektive.