«Schneller, höher, stärker!» Und wenn ich nicht mithalten kann?

Daniel Vassen Februar 2022
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«Schneller, höher, stärker – gemeinsam!» Das ist das Motto der olympischen Spiele. Als Passivsportler beeindrucken mich die tollen Leistungen der Athleten. Das ist eine Welt, in der ich nie Fuss fassen konnte. Von wegen: «Dabei sein ist alles!»

Bei einem schulischen Sportwettkampf konnte ich jubeln. Gerade hatte ich meine persönliche Bestleistung im Weitsprung überboten. Doch mein Sportlehrer traute dem Ergebnis nicht. Er vermutete einen Messfehler. Ich musste den Sprung wiederholen und landete wieder in der Normalität. Das hiess, dass meine Weite entweder im unteren Drittel oder gar nicht auf der Notenskala zu finden war.

Sport kostet mich auch heute oft noch Überwindung. Selbst für mich ist Leistung wichtig und bewundernswert. Wir Schweizer haben sogar eine Redensart, die uns ganz eingängig erklärt: Landest du auf dem zweiten Platz, dann bist du ein Verlierer. Denn wer hat schon gerne eine 2 auf dem Rücken?

Kennen sie das? Höchstleistung, Erfolg, Gesundheit, Bestnoten, das ist es, was zählt. Gesunde und fröhliche Menschen sind werbewirksam. Schwache, übergewichtige, traurige, unsichere Menschen sind nicht das Ideal.

Hilft uns diese Haltung? Gibt es wertvolles und sinnvolles Leben nur, wenn wir Höchstleistung vollbringen und dem Ideal entsprechen? Was macht es aus mir, wenn ich scheitere? Was ist, wenn ich chronisch krank werde und weniger Leistung bringen kann? Was ist, wenn meine Biografie voller Brüche und Umwege ist?

Jesus setzt andere Massstäbe. Niemand hat Jesus als Stargast bei einem «Charity-Event» gesehen. Keine Paparazzi machten Fotos von Jesus im angesagtesten Sterne-Restaurant. Jesus hat keine Autogrammstunde gegeben. Und Jesus hat keine Fotos von sich im hauseigenen Whirlpool in den sozialen Medien geteilt.

Jesus hat Menschen besucht, die niemand bei sich im Wohnzimmer haben wollte. Er hat für Ausländer Gottesdienste abgehalten, Kranke geheilt, Unwahrheiten aufgedeckt und Wahrheit verkündigt. Jesus hat Liebe gepredigt und gelebt.

Da wird Jesus mir zum Vorbild. Menschen werden nicht an der Leistung gemessen, sondern sind wertvoll, weil Gott sie geschaffen hat und liebt. Er sucht nicht die Gemeinschaft mit denen, die ihn bejubeln, sondern hilft denen, die Hilfe nötig haben. Jesus war kein Superstar, der in seiner Termin- und Finanzplanung auch noch Raum für soziale Aktivitäten hatte. Er ist Gottes Liebe in Aktion.

Bei Jesus sind nicht nur die erfolgreichen willkommen. Sondern auch die, die zweifeln, die Kraft brauchen, die Fragen haben, Leid erleben oder traurig sind.